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Kannste im Sekretariat abholen. Sehr geehrte Damen und Herren, „die heutige Jugend, tststs“ wusste schon Sokrates. Jede Generation wird von den Älteren als unfähig, unselbständig und überhaupt meh empfunden, das ist Tradition. Kritisch nachgefragt, könnte man sich jetzt natürlich fragen, wer die denn so erzogen hat, von wem die sich das abgeschaut haben. So viel Selbstreflexion ist aber nicht gut fürs Ego, also braucht’s einen anderen Schuldigen. Wir haben´s in der Hand und es liegt auch auf dieser: die Handys sind schuld. Natürlich nur bei den Kindern. Die verflixten Dinger grillen unserem Nachwuchs die Synapsen schneller weg, als sich da überhaupt irgendwas vernetzen kann. Handyhalter am Kinderwagen, für die Kopfstütze im Auto, fehlt nur noch für den Hochstuhl (Marktlücke, haben wir uns schon eintragen lassen). Wer bringt die da nur alle an? Der Konsens sieht also in den Handys ein Risiko für die Entwicklung, und von der Hand weisen lässt sich das nicht. Studien gibt’s dazu ‘nen Haufen, zuletzt auch einige Projekte in UK. Und weil wir das dabei nicht belassen, sondern Bürokratie abschaffen möchten, muss in NRW seit diesen Herbstferien jede Schule eine eigene Handyordnung vorweisen. Eine Nutzungseinschränkung macht schon Sinn, denn die einstigen Vorreiter des Lernens per Tablet in Skandinavien rudern auch schon wieder zurück. Schließlich ist der tägliche Fokus auf 15 cm Bilddiagonale, und das für mehr als vier Stunden, außerhalb der Schule auch schon viel zu viel. Nur sind die Geräte an sich nicht das Problem, sondern die Art der Inhalte und deren Aufbereitung. Kleine, überall zu jeder Zeit leicht verdauliche Häppchen verleiten uns dazu, nur mal eben kurz… drei Stunden später. Warum das funktioniert, hat mit dem hormonellen Belohnungssystem und Dopamin-Kicks zu tun, auf jeden Fall verdienen viele große Konzerne Milliarden daran und versuchen alles, damit das so bleibt. Bevor wir aber den Maschinensturm und Eremitentum ausrufen oder digital Detox-Kurse auf Kiribati anbieten, blicken wir doch mal kurz auf diejenigen, die das befeuern. Nicht nur Hersteller wie Apple oder Samsung, vor allem die Sozialen Medien verkaufen unsere Daten munter weiter, damit wir zugeschnittene Werbung und Angebote erhalten. Also nicht wir, unsere Kinder natürlich. Wir haben das ja im Griff. Und um Daten zu sammeln ist es wichtig, dass wir liken, scrollen, swipen und reacten. Also nun in NRW geregelte Handynutzung an den Schulen, damit die Kleinen besser lernen. Weniger Handy täte auch den Anlegerportfolios gut. Denn bevor wir aufhören auf jeden Nachrichtenalarm, jede Pushnachricht und jeden Trade-Vorschlag zu reagieren, halten wir ja nicht mal den Schmerz aus, wenn eine Whatsapp nicht innerhalb von Minuten beantwortet wird. Studien lassen vermuten, dass sich dieser „Liebesentzug“ fast genauso auswirkt wie körperlicher Schmerz. Das crazy! Vor allem aber widerspricht der tägliche Blick ins Portfolio komplett der Idee einer langfristigen Geldanlage. Natürlich nervt das ganze Hin und Her, aber nur weil in China ein Sack Reis umfällt und in den USA ein Sojabauer daher nichts mehr exportiert, betrifft das nicht gleich alle AGs dieser Welt langfristig. Genauso wenig ist es erforderlich, nach jeder Nachricht des POTUS (President of the United States) gleich die eigene Ausrichtung und Strategie über den Haufen zu werfen. Wissen tun wir das alle, aber es wird uns schwer gemacht. Denn so wie Tiktok und Pokemon Go an den Jüngeren verdienen, so klingelt die Kasse bei Nachrichtenportalen, wenn wir auf jede KI-geschriebene Pushmeldung reagieren, steigt der Umsatz, wenn wir den eigentlich langfristig gedachten Fonds bei Trade Republic ständig wechseln, weil es augenscheinlich gerade eben einen gibt, der mehr bringt. Bringen tut's erstmal nur dem Broker was, nämlich die Gebühr. Die durchschnittliche Haltedauer von Fonds und ETFs, also für die Altersvorsorge oder den langfristigen Aufbau gedachte Anlagen, liegt bei den Onlinebrokern mittlerweile unter einem halben Jahr, teilweise sogar nur bei zwei Monaten. Jedes Mal Gebühr. Dabei lohnt es sich durchaus, vor allem langfristig in guten Fonds und ETFs drin zu bleiben, wie unser gewohnter Chart mit den spannendsten Fonds aus der Strategie SJB Surplus zeigt.
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