Stehsegler. Sehr geehrte Damen und Herren, der Traum eines jeden Surfers ist die perfekte Welle. Dafür sind sie mit dem Bulli auf der ganzen Welt unterwegs, stehen früh auf, warten die richtige Wetterlage ab und paddeln dann weit raus, um auf dem Brett sitzend auf diesen einen Kawentsmann zu warten. Selbstredend meinen wir nicht Stehsegeln – das ist wirklich das deutsche Wort für Windsurfen und hat uns so gut gefallen, dass es trotzdem in die Überschrift kam, wegen Aufmerksamkeit und so – sondern die coolen Wellenreiter. So cool, dass sogar Nutella in den 90ern mit dem damaligen Weltmeister warb. Süß wie Nutella ist auch der Moment, wenn man die richtige Welle abgepasst hat, diese sich unter dem Brett aufbaut und man dann runterrauscht. Kowabonga! An der Börse ist es anders: da möchte man auch vor der Welle einsteigen, aber das Abrauschen nach unten stellt hier den unspaßigsten Teil dar. Ansonsten ist es quasi das Gleiche. Beweise? Hauen wir gerne in Form von Surfweisheiten raus. Du kannst die Welle nicht kontrollieren, aber du kannst lernen, sie zu reiten. Der Markt macht auch was er will, beeinflussen lässt sich das nicht. Wie man auf bestimmte Ereignisse reagiert, lässt sich hingegen erlernen. Warte auf die richtige Welle, Dude. Denn nicht jede ist es wert geritten zu werden. Mach nicht jeden Trend am Kapitalmarkt mit, lass Dich nicht von jedem Hype anstecken, manche sind einfach zu doof, zu riskant, whatever. Und genau wie beim Wellenreiten sind die besten Anleger nicht die mutigsten, sondern die geduldigsten, schließlich kommt nach jeder Flaute auch wieder eine neue Welle. Natürlich kann man auch nicht jede Welle erwischen, aber bereit sein, wenn die richtige kommt. Und wenn man fällt, steht man wieder auf und lernt am Ende, dass Balance der Schlüssel ist. Auf dem Brett wie im Portfolio. Wellenreiten wurde übrigens in Polynesien erfunden und hatte dort zeitweise religiöse Züge. Die Skills des hawaiianischen Königs Kamehameha I. wurden sogar noch Generationen später besungen. Aber den Herrschern standen natürlich auch bessere Wellenreitbretter zu als den Bürgerlichen. "Materialspieler" würde man heute sagen. Vom britischen Entdecker der Hawaii-Inseln, James Cook, wurde das Surfen erstmals schriftlich erwähnt, Überlieferungen reichen aber weiter zurück. Das war vor fast 250 Jahren, die erste Aktiengesellschaft in den Niederlanden gab es da auch schon eine Weile. Was bringt mir das aber heute, außer unnützem Wissen für Herrn Jauchs Sessel? Hierzu eine Statistik: 60 Prozent der Verletzungen erleiden Surfer durch Kollision mit dem eigenen Brett. Sie stehen sich also selber im Weg, bzw. das Brett oder dessen Finne ihrem Schädel. An der Börse verhält es sich nicht viel anders. Langfristige Anlagestrategien werden zu Gunsten erhoffter kurzfristiger Gewinne über Board (!) geworfen und wir hauen uns die Omme auf. Oder trauen uns bei Wellengang nicht ins Wasser. Oder haben Angst vor Haien, Rochen, treten in Seeigel, etc. Der anspruchvollste Part beim Surfen ist der Wellengipfel, kurz bevor die Welle bricht. Wenn wir uns nun das gewohnte Chart mit den spannendsten Fonds aus der Strategie SJB Surplus ansehen, sieht das im Moment auch eher nach Gipfel bei recht vielen Anlagen aus, darum werden wir in den nächsten Wochen auch wieder rebalancieren, also Gewinne mitnehmen.
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