Zins nicht so blöd! Sehr geehrte Damen und Herren, endlich, die laaaaangersehnte nächste Zinssenkung der EZB! Immerhin um schwindelerregende 0,25% senkte Frau Lagarde (nicht persönlich, sie delegiert das) gestern die Zinsen. Die Märkte freut’s und das turbulente Umfeld tritt zumindest für einen Tag in den Hintergrund. Normalerweise werden die Zinsen ja gesenkt, weil die Wirtschaft einen Impuls braucht, wenn’s dort mal nicht so rund läuft. Kann man für Europa getrost mal so stehen lassen. Bevor das dann aber umgesetzt wird, befragt man das Inflationsorakel. Befindet sich das nahe bei oder unter 2 Prozent, rumms. In Deutschland haben wir das vor kurzem erreicht und auch in der Eurozone sind wir nahe dran. Mal sehen was die Senkung bringt, ob mehr investiert wird zu billigeren Zinsen? Vielleicht auch mehr gebaut? Und ob der René jemals wieder nen Immobilienkredit bekommt? In den USA wird’s spannender, denn die Inflation ist zwar auch dort wieder unter Kontrolle (niedriger als 2021 sogar) aber der Wirtschaft geht’s noch zu gut. Arbeitslose fast keine, und im Gegensatz zu uns Deutschen verballern die Amerikaner die Lohnzuwächse komplett durch Konsum. Black Friday ist jetzt jeden Freitag, jihaaa! Das freut die Unternehmen. Und damit sollte es auch deren Aktionäre freuen. Tut es aber nur begrenzt, denn etwas mehr Drama in der Wirtschaft würde eine größere Zinssenkung bedeuten. Und die wäre wahrscheinlich für die Kurse noch besser als höhere Umsätze. Weil das aber hirnrissig klingt, lohnt sich ein zweiter Blick. Schließlich geht es an der Börse nicht um die Realität, sondern um die Erwartungen für die Zukunft. Und weil immer mehr Anleger nicht mehr langfristig anlegen, sondern eher kurzfristig, spielt das langfristige Potenzial durch Umsatz- oder Gewinnwachstum eine immer kleinere Rolle im Vergleich zu den Geldströmen, die aus oder in den Aktienmarkt fließen. Vereinfacht: früher kaufte man Aktien, weil man eine positive Erwartung an das Unternehmen hatte. Heute weil sie steigt. Funktioniert auch eine Weile, bis es irgendwann eben nicht mehr klappt, weiß man aber vorher nicht. Noch scheint es zumindest zu laufen. Denn mit jeder Zinssenkung werden ja auch die Alternativen zu Aktien wieder weniger interessant. Bei 3 Prozent Tagesgeld ist eine Dividende von 3,14 Prozent aktuell auf die Unilever-Aktie (übrigens doch nicht der Mutterkonzern von Iglo, das ist Nomad Foods. Danke für den Hinweis, Herr R. 😉) nicht so spannend. Das bisschen mehr ist die Schwankung einfach nicht wert. Bei nur noch 2,75 Prozent Tagesgeld sieht das schon wieder anders aus. Geld fließt in Aktien. Und so freuen wir uns über die Zinssenkungen aus Börsianer-Sicht, aus Sparersicht trauern wir ein bisschen. Wenn wir dann aber die Entwicklung unserer spannendsten Fonds in der Strategie SJB Surplus betrachten, stellen wir fest, dass hier langfristig doch mehr drin steckt als mit dem schnöden Geldmarkt (in gelb).
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