Ein Midsommer-Märchen. Sehr geehrte Damen und Herren, olé, olé, es ist Heim-EM! Entgegen den Erwartungen haben wir die Gruppenphase überstanden und müssen nun gegen Italien oder Spanien ran, quasi Mailand oder Madrid. In der ersten Formulierung steckt aber schon das heutige Thema drin. Denn um eines müssen wir uns in Deutschland nun wirklich keine Sorgen machen: Die unbändige Euphorie, die einige Fans anderer Nationen an den Tag legen. Eine gewonnene Ecke wird dort manchmal mehr gefeiert, als hierzulande der Finaleinzug. Hupende Autokorsos nach einem Unentschieden sucht man auch vergebens, die werden eher mit ungläubigen und mitunter mitleidigen Blicken gewürdigt. Zugegeben, manchmal steckt auch ein Quentchen Neid mit drin, denn mit dem einfach mal fallen lassen und den Moment genießen, damit haben wir es halt nicht so. Eher Nietzsche als Casanova oder Don Juan. Jetzt springen wir aber nicht einfach auf den EM-Zug auf, weil’s halt grade passt. Vielmehr interessiert uns, wie in verschiedenen Ländern und Kulturen mit Ewartungen umgegangen wird. Die Schotten freuen sich schon einen Ast, überhaupt dabei zu sein. Die Engländer, zumindest deren Zeitungen, kramen alte Weltkriegsrhetorik raus und schimpfen über die Austragungsorte als sh** holes. Mimimi, das Empire ist futsch. Die Niederländer kommen in Wohnwagen über die Grenze und verwandeln alles in eine orange Party. Und wir, ein Volk von 83 Mio. Bundestrainern, hätten alles besser gemacht, anders aufgestellt und sowieso ist der Schiri schuld. Stopp, der Stereotypometer zeigt gerade 10 von 10. Phrasenschwein ist voll, ab zu Tipico! So ähnlich wie beim Fussball verhält sich's auch mit den Erwartungen beim Investieren. Viele Länder gehen mit dem Thema unverkrampfter um und halten Rücksetzer auch eher aus. Dort ist der Anteil an Aktionären höher, mehr Menschen profitieren vom Kapitalmarkt. Wir Deutschen finden das ziemlich naiv, schließlich kann doch soooo viel passieren. Darum gibt’s hier auch deutlich mehr Crashpropheten als andernorts. Weltschmerz ist unser Ding, das Wort gibt’s nur im Deutschen. Ein Schotte kauft eine Aktie, möglichst günstig natürlich, und wartet dann ab. Wenn’s runter geht kauft er vielleicht sogar nach. Wir Deutschen überwinden uns nach monatelanger Prüfung zum Kauf, um dann beim ersten Gegenwind sofort ins alte Muster zu verfallen:„wusst ich doch gleich“, „alles Casino“, „hätte ich mal lieber…“. So wird das aber nix, und Spaß macht das noch weniger. Also lehnen wir uns doch die nächsten Wochen zurück, genießen die Heim-EM, meckern mal ein bisschen leiser. Und freuen uns, dass in unserem Chart mit den spannendsten Fonds der Strategie SJB Surplus Pink gerade besonders gut läuft. Ein Omen?
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