Ordnung und Fortschritt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das haben sich die Gründer Brasiliens vor mehr als 200 Jahren so sehr gewünscht, dass sie es sogar auf die Flagge geschrieben haben. In den letzten vier Jahren hat Staatslenker Jair Bolsonaro das eher in „Blut und Boden“ abgewandelt. Und das auch genauso faschistisch durchgezogen wie damals.
Zu den Errungenschaften der rechten Regierung zählt das Abtun von Covid als Grippe, was in mehr als einer halben Million Toten endete. Und weil braun besser ist als grün, wurde in den letzten Jahren so viel Regenwaldfläche vernichtet wie nie zuvor, damit Anbaufläche für Viehfutter und nachhaltige Biokraftstoffe entstehen konnte. Zur Verdeutlichung: Die meisten Klimaforscher sind sich überraschend einig, dass ab einem Verlust von mehr als 25 Prozent der ursprünglichen Fläche die Gefahr besteht, dass das Mikrosystem die Feuchtigkeit nicht mehr halten kann und damit das Ende des größten CO2-Speichers der Erde eingeläutet werden könnte. Wir sind bei 27 Prozent angelangt dieses Jahr. Brasilien war im Covidjahr 2020 eines der wenigen Länder, deren CO2-Ausstoss gestiegen ist, um glatte 9,5 Prozent. Aber Wissenschaft ist für den Jair dann schon wieder zuviel an Fortschritt, er versucht noch Ordnung zu schaffen.
Er orientiert sich dabei nicht nur an den Faschisten der 30er und 40er, er mimte auch schon im letzten Wahlkampf den Trump. Mit (teils) haltlosen Korruptionsvorwürfen sorgte er dafür, dass sein Vorgänger Lula da Silva nicht antreten durfte. Doch der ist mittlerweile wieder rehabilitiert und fordert ihn nun heraus. Lula da Silvas Koalition wird dabei mehr von der Abneigung gegenüber Bolsonaro zusammengehalten als von allem anderen. Dennoch liegt sie zwei Tage vor der Wahl am 2. Oktober deutlich vorn.
Aber auch hier dient Washington als Vorbild, die Monroe-Doktrinisten wird es freuen. So fabulierte Bolsonaro kürzlich „Wenn ich im ersten Wahldurchgang nicht mit mehr als 60 Prozent gewinne, muss es Betrug gewesen sein.“ Und außerdem gäbe es nur zwei Optionen, ich gewinne oder ich sterbe. Als besorgter Erdenbürger fragt man sich da schon, ob wir jetzt den Marsch auf Brasilia sehen.
Das alles, erweitert um Putins Atomdrohung, Annexionen der Separatistengebiete oder auch Demos im Iran erinnert schon etwas an die dunkelste Stunde, von der Churchill im Frühjahr/Sommer 1940 sprach. So weit ist es aber noch lange nicht, und wird es wahrscheinlich auch nicht kommen.
Und auch wenn es emotional Stress bedeutet, für die Kapitalmärkte gilt seit jeher: Kaufen, wenn die Kanonen donnern! Oder zumindest halten, aber auf keinen Fall verkaufen. Erst recht nicht, da wir Brasilien gar nicht in den Strategien haben, sondern eben Dinge, die man immer braucht. Arzneimittel, erneuerbare Energie (versuchen Sie mal, Solarpanele fürs Dach zu kaufen), aber auch Nahrungsmittel, Rohstoffe oder Goldminen. Die größten Positionen sind weiterhin Geldmarktfonds, die jeweils mehr als 15 Prozent Anteil haben und uns in die Lage versetzen, nachzukaufen.
Der Blick auf unseren gewohnten Chart mit den spannendsten FondsIdeen der Strategie SJB Surplus zeigt, dass Aktien deutlich stärker gefallen sind als Umsätze und Gewinne der Unternehmen. Eine Überreaktion also. Sowas birgt langfristig Chancen!