Über Kunst und Kultur.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Glückwunsch, Sie haben nicht gleich zum Sportteil geblättert. Den gibt’s aber auch nicht, bleibt also nix anderes übrig. Schalten wir mal ins Feuillleton zum Resort Kunst.
Gestern erhielten wir eine Einladung zu einem Webinar mit dem vielversprechenden und grundsoliden Titel „Die hohe Kunst schnell Millionär zu werden“, von Rene B. Der Herr B. bewirbt diese Seminare auf einer eigentlich recht seriösen Finanzseite, genauso wie sein Künstlerkommunarde André T., der Sie mit Elliott-Wellen reich zu machen verspricht. So richtig ernst nehmen kann man die Beiden nicht, denn nach so vielen Jahren hätten sie mit der eigenen Strategie oder der des Kumpels irre reich werden sollen. Oder mit den Webinaren und Büchern.
Jetzt sind diese Spezis aber keine Randerscheinung, sondern bedienen einfach nur eine der beiden Emotionen an der Börse: die menschliche Gier. Schnell reich klingt halt geiler als geduldig zu investieren, hat aber noch nie so richtig geklappt. Klar gibt es immer den einen, der eben mit Tulpenzwiebeln, Telekom-Aktien, Bitcoin, Cannabis- oder Wasserstoffaktien reich geworden ist. Es ist aber nie der Gleiche. Will sagen: es ist halt nicht Kunst, sondern Zufall.
Denn viel entscheidender ist die Aktien-Kultur. Solide Unternehmen nicht zu teuer kaufen und dann allen Widrigkeiten zum Trotz abwarten und den Schmerz aushalten, das ist halt Old School. Zitate vom Börsendino Kostolany oder Warren Buffett sehen auf dem T-Shirt oder dem Facebook-Profil cool aus, aber die meisten Anleger lassen sich eben doch von der hirnrissigen Tagespresse leiten. Beispiel von heute, Freitag den 1. Juli 2022, gefällig? Wohlgemerkt von der gleichen Nachrichtenseite:
09:51 Gold bricht aus 10:06 Gold fällt unter die 1.800 US-Dollar Marke
Wir leben eben in einer Informationsflut, die wir gar nicht mehr selektieren können. Wagen Sie doch mal ein Selbstexperiment und schreiben Sie sich alle Nachrichten auf, die Sie so über den Tag verteilt mitbekommen. Von der Pushnachricht auf dem Handy kurz nach dem Wecker, über die Tageszeitung beim Frühstück, die News im Autoradio, Internetzeitung in der Mittagspause, Tagesschau bis hin zum Polittalk kurz vorm Schlafengehen. Alles recht krass und voller Aufreger, aber was davon tangiert Sie persönlich in Ihrer Lebensrealität denn nun wirklich?
Eben. Und darum nehmen wir Menschen das Ganze zwar durchaus wahr und lassen uns auch ordentlich stressen. Aber reagieren tun wir nicht, denn was richten wir schon aus beim Klima oder in der Ukraine?
Bei Aktien aber kann man schön hysterisch kaufen und verkaufen, und genau das tun sehr viele Marktteilnehmer, sonst wären die Kursbewegungen ja nicht so idiotisch. Den Beweis liefert unser gewohntes Chart mit den spannendsten FondsIdeen der Strategie SJB Surplus.